Auf dem Alten Zellaer Friedhof ist heute an Max Rothschild erinnert worden. Er ist heute vor 80 Jahren, am 18. September 1942 an einem Herzinfarkt gestorben, nachdem er erfahren hatte, dass er, seine Familie und alle anderen Juden aus Zella-Mehlis nach Theresienstadt deportiert werden sollen.
In seiner Ansprache erinnerte Thomas Bischof, Zweiter Beigeordneter des Bürgermeisters, an das Leben von Max Rothschild. Er war 1884, im Alter von zehn Jahren, von Rotenburg nach Zella-Mehlis gekommen, weil sein Vater hier ein Textilgeschäft betrieb. Im Jahr 1903 übernahmen Max und sein Bruder David das Geschäft. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts spielten die Rothschilds eine große Rolle im Geschäftsleben unserer Stadt und waren angesehene Mitbürger.
Das änderte sich jedoch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933: Die Rothschilds und die anderen jüdischen Einwohner unserer Stadt mussten antisemitische Übergriffe über sich ergehen lassen. Die Schneiderwerkstatt konnte die Familie noch bis zum Herbst 1938 weiterführen. Die Lage der Rothschilds – wie auch anderer Juden in Deutschland – dramatisierte sich nach der Reichspogromnacht am 9.November 1938 zusehends. Am 18. September 1942 wurde schließlich ihre Deportation nach Theresienstadt angekündigt. Thomas Bischof las einen Teil des damaligen Schreibens vor: „Hierdurch geben wir Ihnen davon Kenntnis, dass Sie behördlicherseits für einen Umsiedlungstransport vorgesehen sind. Wir bitten Sie, sich mit Ruhe in das Unabänderliche zu fügen und bitten um Beachtung der ihnen hiermit gegebenen Vorschriften.“
Die rund 30 in Zella-Mehlis lebenden Juden erhielten dieses Schreiben und wir wissen von 13 Personen, die im Zusammenhang mit der Deportation ums Leben gekommen sind. Der Zweite Beigeordnete verlas ihre Namen stellvertretend für die vielen getöteten Juden der NS-Zeit.
- Paula Gans
- Hedwig Goldmann
- Jakob Goldmann
- Lothar Josef Guthmann
- Elena Jelenkiewicz
- Josef Jelenkiewicz
- Bella Rothschild, Schwägerin von Max Rothschild
- David Rothschild, Bruder von Max Rothschild
- Jenny Rothschild, Ehefrau von Max Rothschild
- Johanna Rothschild, Mutter von Max Rothschild
- Paula Strauß
- Walter Unger
Nach seinem Tod wurde Max Rothschild von Gemeindearbeitern am Rand des Zellaer Friedhofs vergraben, ohne dass ihm ein Grabstein gesetzt wurde. Erst im Jahr 2018 wurde ihm ein Gedenkstein an der Stelle gesetzt, an der heute an ihn erinnert wurde. Sechs Stolpersteine, die ebenfalls 2018 von Künstler Gunter Demnig verlegt wurden, erinnern an der Kirchstraße /Ecke Bahnhofstraße an Max Rothschild und seine Familie. Drei weitere dieser Stolpersteine gibt es an der Kleinen Bahnhofstraße. Sie erinnern an Jakob und Hedwig Goldmann, die dort ein Bekleidungsgeschäft betrieben, sowie an ihre Tochter Beate Goldmann, der die Flucht nach Amerika gelang.
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